Die Streuobstwiese in Damlos
Autorin: Michaela Homann-Speck

Streuobstwiesen gehörten lange Zeit zum Bild eines Dorfes; die Obstbäume standen oft als Obstgarten hinter den Höfen; sie wurden von Nutztieren wie Hühnern, Gänsen, Schafen und Schweinen beweidet und dienten mit ihren Hinterlassenschaften dem Gedeihen der Böden und der Insektenvielfalt. Die Obstwiesen spielten eine wichtige Rolle als zusätzliche Nahrungsquelle im Jahresablauf bäuerlichen Lebens. Feiern kam dabei nicht zu kurz. Noch in meiner Kindheit gab es in meinem westfälischen Heimatdorf das „Appelgoarnfest“: Nach der gemeinsamen Ernte saß man beisammen, „klönte (schnackte ) öwer dit und dat“ und genoss „Eten un Drinken“.
Kurze Geschichte und Bedeutung der Streuobstwiesen
Der Erhalt alter Obstbaumsorten mag auf den ersten Blick nicht so wichtig erscheinen. Wenn man aber weiß, dass in unserer Kulturlandschaft mit dem Verschwinden unterschiedlichster Pflanzen auch Kleinstlebewesen, Insekten, Amphibien und Vögel nicht einfach „mal nicht da sind“, sondern ganz aussterben, wird einem die Verpflichtung bewusst, genau dagegen zu arbeiten. Es geht auch um die Überlegung, welche Welt wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen wollen!
Im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft und der Umstrukturierungen der ländlichen Räume verringerte sich die Zahl der Streuobstwiesen und mit ihnen die Vielfalt der Obstsorten und der Tierwelt. Im eigenen Garten kann man der Ökologie auf die Sprünge helfen. Es gibt viele Informationen darüber, wie sich ein Garten z.B. insektenfreundlich gestalten lässt. Was aber kann eine Gemeinde, die über eigene Flächen verfügt, tun? Glücklicherweise gibt es etliche engagierte Menschen, wie z.B. den Lübecker Pomologen Heinz Egleder, Gründer von „Hanse-Apfel“, die sich mit der alten Tradition der Streuobstwiesen und deren vielseitigen, positiven Auswirkungen auf die Natur und uns Menschen befassen.
Entwicklung der Streuobstwiese in Damlos
Durch den geplanten Bau von Windenergieanlagen im Gemeindegebiet ergab sich die Finanzierung und Anlage von Ausgleichsflächen durch die Betreiber der Windenergieanlagen. Hier bot sich eine gute Gelegenheit zu einer Ausgleichsmaßnahme in Form einer Streuobstwiese. Die Gemeindevertretung Damlos mit Bürgermeister Frank Grunert unternahm mit Hilfe des Amtes Lensahn, hier Herrn Raloff, im Jahr 2010 die ersten Schritte zur Planung einer Streuobstwiese. Die Gemeindevertretung beauftragte den „Streuobstwiesen-Ausschuss“ unter Leitung von Michaela Homann-Speck mit der Ausarbeitung eines Planes.
Die Gemeinde zog Herrn Egleder als kompetenten Ratgeber und Planer hinzu. Sowohl die Lage der zwei Hektar umfassenden Fläche, ihre Ausrichtung, die Bodenbeschaffenheit, die umgebenden landwirtschaftlichen Flächen als auch das angrenzende Siedlungsgebiet wurden in die Überlegungen miteinbezogen. Heinz Egleder achtete im Rahmen der Planung besonders auf die Pflanzung alter Obstsorten, da es bei einer Streuobstwiese auch immer um den Erhalt alter Obstsorten gehen sollte. Das Planungsbüro Kölsch erarbeitete den „Bau-Plan“ nach Vorgaben des Ausschusses und Herrn Egleders.
Im Jahr 2013 war es nach vielen Stunden gemeinsamer Arbeit im Ausschuss dann so weit: Die Streuobstwiese wurde angelegt und bepflanzt.
Gestaltung der Wiese
Gepflanzt wurden 96 Bäume in Reihen aus praktischen Erwägungen. Die Pflanzung ist in Quadraten nach Baumarten sortiert, weil Bienen sich auf eine Art am Tag beschränken. Die Wiese hat linksseitig einen Knick, auf dem Walnüsse, Haselnüsse und Apfelbäume als Überhälter gepflanzt wurden. Am rechten Rand des Geländes gibt es einen Gehölzmantel aus Schlehen, Pfaffenhütchen und diversen Heckenpflanzen. Ein „Wanderweg“ durchzieht das Gelände, das mit Mulden bzw. zwei kleinen Teichen versehen ist. Am unteren Teich wurden Weiden gepflanzt. Im Gehölzmantel als auch auf dem Knick wurden Ansitze für Greifvögel aufgesetzt. Im unteren Bereich der Fläche wurden Maulbeeren und Maronen als „Sonnenfalle“ gepflanzt. In diesem Bereich soll es DamloserInnen auch ermöglicht werden, Bäume als Erinnerungen an besondere Ereignisse wie Geburten, Taufen oder Hochzeiten zu pflanzen. Die Wiese soll natürlich auch ein Erlebnisraum für die DamloserInnen sein. Wir hoffen, dass sich alle an nachvollziehbare Regeln halten, um sich an den Bäumen und ihren – mit den Jahren hoffentlich zahlreichen- Früchten und am Leben auf, in und an der Wiese erfreuen zu können. Steinaufschüttungen für Amphibien, Totholzhaufen und sog. „Mäuseburgen“ werden noch angelegt.